Transhumanz

Transhumanz

Die “Transhumanz”, das Verbringen von Schafen aus Andalusien und Extremadura in die Bergweiden der Provinzen León und Palencia, ist nicht nur eine tausendjährige Tierhaltungsmethode und eine intelligente Nutzung natürlicher Ressourcen, sondern birgt auch das Geheimnis der Biodiversität in sich.

Für die Dehesas im trockenen Süden hat die Transhumanz diese Folgen: Die mediterrane Dehesa kann sich erholen, denn sie wird weder niedergetreten, noch bis zum letzten Grashalm abgefressen und kann so die ersten herbstlichen Regenfälle gut aufnehmen. Die Arbeit auf den Dehesas wird durch die Abwesenheit der Schafe reduziert und die Arbeiter können die heiβen Sommermonate besser überstehen.

Auf den Bergweiden der Provinzen León und Palencia wird die Verbuschung verhindert und Weideflächen “freigefressen” – beides reduziert die Waldbrandgefahr. Die Verbuschung verändert Landschaften und führt zu einem Verlust an Biodiversität, welcher diejenigen Arten am meisten trifft, die eine geringe Anpassungsfähigkeit haben oder stark bedroht sind, wie z.B. der Braunbär, der kantabrische Auerhahn oder der Bartgeier.

Die Schafe verrichten ihren “natürlichen Job”, indem sie frisches, grünes Gras fressen, natürlich düngen, Weideland schaffen und mit ihrem “goldenen Tritt” die Bergweiden verbessern. Ganz nebenbei brauchen die Schafe auch kein Kraftfutter, was zur Verminderung des CO2-Fussabdruckes beiträgt, Wasserverbrauch verringert und Transportwege verhindert – somit ist die Transhumanz eine vom internationalen Markt unabhängige Tätigkeit. In benachteiligten Gebieten werden saisonale Arbeitsplätze geschaffen und verlorengegangene Berufsstände können rehabilitiert und in moderne, ökologische Prozesse eingebunden werden.

Neben ihrer Bedeutung in der Tierhaltung ermöglicht die Transhumanz die Würdigung eines Berufes, der über viele Jahrhunderte prägend für Spanien war und einen grossen Wissens- und Erfahrungsschatz bezüglich Natur und Tierhaltung angesammelt hat und der droht, verloren zu gehen. Daher bilden Ausbildungs- und Praktikumsprogramme Teil des Projektes.

Die extensive Weidewirtschaft mit Schafen und Ziegen, die zum Artenerhalt und für die Landschaftspflege in ganz Spanien von fundamentaler Bedeutung ist, befindet sich an einem Scheideweg, der über die Zukunft der Natur und all ihren Prozessen entscheidet.

Die Entkopplung der EU-Beihilfen und die Konkurrenz durch Importe aus dem Ausland haben zu einer massiven Aufgabe kleiner, extensiv arbeitender Betriebe geführt. Diese Schlieβung von Betrieben - verstärkt durch Massnahmen, Incentives und Entkopplung - führt bei den grossen Betrieben zu einer weiteren Intensivierung, um wettbewerbsfähig zu bleiben und auch den immer strengeren Veterinärbestimmungen, die das Risikos der Ausbreitung von Krankheiten, besonders auf den Menschen übertragbarer (Zoonosen), verringern soll; andererseits sind genau die Tiere aus intensiver Haltung wegen der Haltungsbedingungen und des konzentrierten Futters empfänglich für Krankheiten.

Die Dehesa wird seit vielen Jahren von dem hohen Tierbestand im Sommer niedergetreten, was zu starker Erosion führt, und mit den ersten Regenfällen im Herbst kann das Gras nicht aufgehen, sondern erst später, im Winter. Der gute Boden wird weggeschwemmt. In regenreichen Jahren mit starken Niederschlägen führen die starken Regenfälle ausserdem zu grossen Schäden an Wegen und Wasserbecken, ohne dass der Boden das Wasser aufnehmen könnte.

Gegen diese unaufhaltsame Tendenz hat die Gesellschaft nur eine Waffe: katalogisieren, schützen und überwachen, wissenschaftliche Studien anlegen über diese Prozesse, vergisst aber dabei, dass alles, was unproduktiv ist, früher oder später verschwindet.

Wir vertrauen auf ein neues Modell der Transhumanz, sozusagen “erneuerte Transhumanz”, die der Tierhaltung einen Mehrwert im Artenschutz bedrohter Arten hinzufügt, der in hohem Maβe von einer extensiven Tierhaltung, beonders der extensiven Schafhaltung abhängt. Im Gegenzug dazu soll der Sektor diesen Mehrwert umsetzen in nachhaltige Maβnahmen und Formeln zur gleichzeitigen Erhaltung und Förderung der Biodiversität, denn: Lammfleisch- und Wollproduktion gehen einher mit der Erhaltung von Braunbären und Auerhähnen und nutzen so allen Teilen der Gesellschaft und ihnen selbst. “Kollateralprodukte” wie Honig und Pollen, sowohl im Norden als auch im Süden erweitern die Tätigkeitsbereiche der Schäfer. Diese Ziele sollten aus der Versenkung hervorkommen und sollten verbreitet werden, alle gesellschaftlichen Bereiche erreichen – zum Wohle der Biodiversität.

Nebenbei kann ein Schäfer zeitweise auch als Imker und Naturführer in den Bergen arbeiten

Wie schlagen eine Reihe von Maβnahmen vor, die ein neues Konzept von aktivem Naturschutz unter Einbindung von Arten und Landschaften darstellen. Schafhalter, die sich an diesen Maβnahmen beteiligen, können dies als Alleinstellungsmerkmal beim Verkauf und Vertrieb ihrer Produkte nutzen, denn das Überleben einiger Wildtierarten steht in unmittelbarem Zusammenhang mit der Präsenz und den Lebensprozessen der Schafe.



Über uns

Cargando...